Schön langsam sieht man, wie die Strategie von Michael Häupl im Wiener Wahlkampf aufgehen könnte. Man nehme fünf Themen, die nicht von zwingend übergroßer Relevanz sind, für deren rasche Umsetzung man allerdings bereits fertige Konzepte in der Schublade hat, inszeniere eine groß angelegte Volksabstimmung darüber und trommle im darauffolgenden Wahlkampf die Schlagworte: Bürgernähe, Partizipation und Umsetzungsstärke.
Das Ganze ist kommunikationsstrategische Inszenierung in Reinkultur. Gesetzliche Rahmenbedingungen zB. für den Öffentlichen Verkehr oder die Reglementierung im Umgang mit Kampfhunden zu schaffen ist nicht nur schön und gut, sondern steht in der Job description eines Bürgermeisters. Hierfür ein großes, suggestives Halli-Galli zu veranstalten, ist jedoch klug gedacht. Häupl wahrt den Anschein von Partizipation und kann sich bei der Umsetzung auf die Unterstützung der Wiener Bevölkerung berufen. Nun wird plakatiert, dass der Hundeführerschein ab 1. Juli 2010 und der durchgehende Wochenendbetrieb der U-Bahn mit 3. September 2010 startet und demnächst die Ganztagsschulen – auf Zuruf der Bevölkerung.
Häupl hat damit das Heft fest in der Hand, kontrolliert Inhalte und Timing der Kampagne, die von A bis Z durchgeplant ist. Er und sein Team müssen nun lediglich eine Stufe nach der anderen zünden und können sich über den gelungenen Coup freuen.
Damit hat der Bürgermeister seinen Gegnern für´s erste einmal den Wind aus den Segeln genommen. Wie und ob er damit auch über die Sommermonate und im heißen Wahlkampfherbst die Themenführerschaft behalten kann und wie Häupl auf Angriffe und alternative Themen der Gegner reagieren wird, darf gespannt beobachtet werden.