Leadership, Strategy & Communication in Krisenzeiten am Beispiel BREXIT

Gastvortrag „Exposition of the BREXIT Disaster – Insights and Reasons“ von Michael Cole

Am 26.04.2019 fand der Gastvortrags des prämierten BBC-Nachrichtenkorrespondenten Michael Cole statt. Nach einer kurzen Einleitung durch Senior Researcher Uta Rußmann schilderte er im Audimax seine Eindrücke aus erster Hand und erläuterte, warum der BREXIT eine Tragödie für sein Land darstellt. Nach einem Résumé durch Lektorin Bettina Gneisz-Al-Ani („Krisenkommunikation & Public Affairs“) konnte das Publikum Fragen an den Gastvortragenden stellen.

Zunächst erzählt Michael Cole von einem gespaltenen Land, in dem sich nicht nur Parteien, sondern auch Parteimitglieder intern und ganze Familien voneinander entfernen.  Den eingeschlagenen Weg aus der EU bezeichnet er als „to climb in trainers on the Großglockner in January“ und vergleicht das Ergebnis des Brexit-Referendums 2016, wie wenn die Türkei über Weihnachten abstimmen würden: „Turkey voting for christmas“.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Einstellung der Briten gegenüber dem „Kontinent“ – wie die Briten Europa bezeichnen – führt er in seiner Einleitung auf geografische sowie historische Gründe zurück. Großbritannien hätte schon immer eine „Go-West“ Mentalität, das schlage sich geografisch und sogar bildlich in der nach Westen gerichteten Insel nieder: „[the island] turns its back to the Continent“. Darüber hinaus wurde Europa aus geschichtlicher Sicht seit Anbeginn mit „Bad News“, „Death“ und „War“ assoziiert. Europa wäre für die Briten nie interessant gewesen, außer es gäbe dort Geld zu holen. Daher würde die EU auch vom Großteil der Briten insgeheim als „the rich men’s club“ bezeichnet werden.

Dass das Referendum als politisches Instrument herangezogen wurde, entspricht nicht der politischen Kultur der Briten, so Cole, der diese Maßnahme als „tool of dictators“ bezeichnet: „referendums stink in a mature democracy“.

Die Rolle der Medien

Cole weist darauf hin, dass es bereits im Jahr 1975 das erste Referendum über die Mitgliedschaft bei der Europäischen Gemeinschaft Großbritanniens gab. Damals war das politische Klima klar pro EG und zwei Drittel der Wähler stimmten für den Verbleib in den Europäischen Gemeinschaften.

Angeheizt wurde das politische „Anti-EU“-Klima in 2016 dagegen laut Cole ausschließlich durch die Propaganda-Kampagnen der vier großen Boulevard-Blätter The Sun, Daily Mail, Daily Express sowie Daily Telegraph. Unter dem Motto „It’s the story that counts“ zerstörten sie systematisch den Glauben der Bevölkerung an die EU. Tatsache ist, dass die Eigentümer bzw. Förderer dieser Medien – einflussreiche Personen – entweder selbst keine britische Staatsbürgerschaft besitzen, wie z.B. der Australier Rupert Murdoch (The Sun), oder Steuerflüchtlinge sind, wie z.B. James Dyson. Daher ist es klar, so Cole, dass diese ihre ganz eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgten – zum Schaden der britischen Bevölkerung. Der Ausgang mit 52% der Stimmen für den Austritt aus der EU war eine dramatische Folge dieser Propaganda-Maschinerie, die hauptsächlich auf die Angst der Briten vor zu viel Immigration abzielte – eine generelle Tendenz, sieht man sich den politischen Rechtsruck in Europa und der übrigen Welt an.

Wirtschaftliche Konsequenzen

Angesichts der Tatsache, dass Großbritannien schon immer die Eintrittskarte nicht-europäischer Unternehmen in den europäischen Markt gewesen ist, werden die Folgen eines EU-Austritts massiv für die britische Wirtschaft und damit auch für die britische Bevölkerung sein. Der BREXIT ist eine Tragödie, es gibt „no chance of being happy ever after“ gemäß Cole. Er würde Premierministerin May raten: “to revoke and don’t leave”, die Chancen für einen Verbleib Großbritanniens in der EU schätzt er “slim to none” ein.

Ein herzliches Dankeschön an Michael Cole für die spannenden Schilderungen und aufschlussreichen Einblicke.

English Version


Alle Bilder der Veranstaltung hier:

Fotos: Markus Hechenberger

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