Integrierte … was …?!?

Was genau ist integrierte Kommunikation? Diese Frage stellen sich nicht nur StudienbeginnerInnen, sondern auch deren Familie und Freunde. Um ein bisschen Licht in die dunkle Materie IK zu bringen, bietet Peter Dietrich, Bereichsleiter und Lektor für Integriertes Kommunikationsmanagement, den Studierenden jedes Jahr die Möglichkeit einen Brief an Familie und Freunde zu schreiben, der das Geheimnis der Integrierten Kommunikation zwar nicht vollständig lüftet, aber doch ein bisschen Klarheit in die Sache bringt. Die besten Erklärungen unseres Jahrgangs 2011, der im Oktober Sponsion feiert, hat Ulrike Koch zusammengefasst.

Liebe Oma, liebe Tante Inge, lieber Opa, liebe Tante Peppi, liebe Tante Mizzi!

Ich studiere! Kaum zu glauben, oder? Jetzt gehöre ich zu den jungen Erwachsenen, die verschlafen in den öffentlichen Verkehrsmitteln sitzen und lernen, „mal eben auf den Campus“ zu einer Lehrveranstaltung müssen und unter der Woche spät nach Hause kommen.

Immer wenn ich am Wochenende nach Hause komme, stellt ihr mir Unmengen von Fragen über mein Studium. Meistens gebe ich nur die Antwort: „Des is zu kompliziert, des würd jetzt viel zu lange dauern!“ und dies nur aus einem Grund, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch fast keine Lehrveranstaltungen und ich auch noch den Zusammenhang der einzelnen Lehrveranstaltungen noch nicht so ganz verstanden hatte. Ihr könnt euch ja noch an das Bild erinnern, das wir letztens im Museum gesehen haben? Ja, genau das, wo wir immer wieder das gleiche Motiv gesehen haben: ein Bild im Bild, dann wieder Bild im Bild und so weiter. Ich fühle mich so, wie in diesem Bild. Wir lernen über Kommunikation, Public Relations, Marketing, usw. und gleichzeitig wenden wir diese Fächer in einem einzigen Fach an – es heißt: „Integrierte Kommunikation – Einführung“. Das ist gut so und macht auf alle Fälle Sinn. Weil ich weiß, dass ihr gerne über mein Leben bescheid wisst und auch gerne euren Freunden erzählen wollt, um was es sich bei meinem Studium genau handelt, werde ich versuchen, es euch kurz und schlüssig anhand eines kleinen Beispiels zu erklären:

Tante Peppi hat doch diesen schönen, karierten Strohhut aus dem letzten Mallorca Urlaub. Er steht ihr wirklich gut und die Farben passen super zusammen. Jetzt stellt euch aber vor, sie zieht dazu eine geblümte Bluse an und kombiniert das Ganze mit einer gestreiften Hose. Nichts gegen deine Garderobe, liebe Tante Peppi, all diese Kleidungsstücke sind wirklich schön und stehen dir super, aber in Kombination würde das alles grauenhaft aussehen. Man würde gar nicht mehr wissen, wo man zuerst hinschauen soll vor lauter Farben und Mustern. Dein Gegenüber wäre wahrscheinlich ziemlich irritiert von dieser konfusen Mischung aus Kleidungsstücken. In der Mode sollte man sich besser auf ein, zwei Farben und Muster beschränken, um ein klares, in sich konsistentes Erscheinungsbild zu haben. Und so ist es auch mit der Kommunikation eines Unternehmens!

Ich denke zum Beispiel auch an den BILLA: Da ist ein BILLA direkt bei euch um die Ecke und ich weiß, dass ihr alle Zutaten für eine Schwammerlsoße, das Backhendl mit Erdäpfel-Vogerlsalat oder die Sachertorte immer direkt dort kauft. BILLA ist ein Supermarkt, den es in Österreich schon sehr lange gibt und dazu gehören viele Dinge, die man damit verbindet, zum Beispiel das rot-gelbe Logo oder die fast schon legendären Plastik-Sackerl, die einem überall auf der Straße begegnen. Denkt nur an die Werbung im Fernsehen…der Hausverstand! Oder an all die Aktionen, die euch Kundenkarten, Bonuspunkte oder Spezial-Produkte beschert haben. Das alles zusammen mit der Tradition, der Qualität, der Treue-Angebote, der Produktvielfalt und dem freundlichen Lächeln der Dame an der Wurst-Theke lassen euch in die Marke BILLA vertrauen und schaffen teils bewusst, teils unbewusst Sympathiewerte, die euer Konsumverhalten beeinflusst.

Das klingt jetzt natürlich alles sehr vielversprechend und wirft bei euch sicher die Frage auf, wozu das Ganze – denn das könnte man doch mit „herkömmlicher Kommunikation“ auch erreichen. Aber ihr kennt sicher auch die unzähligen Werbeeinschaltungen, die euren Musikantenstadel unterbrechen bzw. die vielen verschiedenen Radiosendungen und Einschaltungen in Zeitungen. Das ist alles eine einzige Informationsüberlastung, die auf uns einwirkt. In der Regel nehmen wir gerade mal 2% der täglichen Informationen auf. Daher müssen die Unternehmen heutzutage alle Strategien nutzen, um unter diesen exklusiven 2% der Informationen zu sein, die bis zu den Konsumenten durchdringen.

Ihr seht, bei der Integrierten Kommunikation muss man einiges beachten und das sollte nicht nur von der Geschäftsführung, sondern auch von allen Abteilungen und MitarbeiterInnen so gesehen werden. Immer mehr Unternehmen stellen daher eigene KommunikationsmanagerInnen ein – was mein zukünftiger Beruf sein kann -, die einen Blick auf die Kommunikation des Unternehmens werfen. Das Problem ist, dass die einzelnen Abteilungen, zum Beispiel Werbung, PR und Marketing, zu sehr auf sich konzentriert sind und sich darum streiten, wer nun die wichtigste Abteilung in Bezug auf die Unternehmenskommunikation ist, anstatt einfach zusammen zu arbeiten. Außerdem haben viele Führungskräfte noch ein zu unklares Bild von Integrierter Kommunikation im Kopf und deswegen kann sehr viel schief gehen. Ich glaube, es muss noch viel mehr Bewusstsein für die Tatsache geschaffen werden, damit eine Person extra dafür eingestellt wird, um das Ganze zu managen. Aber genau das ist der Punkt: Es muss eine Strategie dahinter sein; eine Leitidee, deren einzelne Botschaften ruhig verschieden sein können, aber es muss in sich stimmig sein. Und dafür braucht es viel Organisation und Struktur.

Das alles lerne ich hier an der KOMM und am Ende darf sich jedEr in meinem Jahrgang als „KommunikationsgeneralistIn“ bezeichnen. Das heißt, dass wir nicht einen eingeschränkten Blick auf die verschiedenen Disziplinen der wirtschaftlichen Kommunikation haben, sondern uns überall auskennen und sie gezielt integriert einsetzen können. Wir helfen dann Unternehmen, die dieses Handwerk noch nicht beherrschen, sich mehr intern zu vernetzen und die Effizienz des Unternehmens in weiterer Folge zu steigern. Integrierte Kommunikation bringt nicht nur dem Unternehmen etwas, sondern auch den MitarbeiterInnen. Denn wenn der Kommunikationsprozess einmal begonnen hat und die Abteilungsvernetzung beginnt, findet auch viel mehr zwischenmenschliche Kommunikation statt, die oft präventiv gegen Konflikte wirkt – und weniger Konflikte machen die MitarbeiterInnen zufriedener, die dann auch effektiver arbeiten.

Liebe Oma, liebe Tante Inge, lieber Opa, liebe Tante Peppi, liebe Tante Mizzi, ich weiß, dass ihr schlaue Füchse seid und bin mir daher sicher, dass ihr alles verstanden habt und hoffe euch somit einen Einblick in mein Studium gewähren konnte.

Eure Enkel, Neffen, Nichten, Töchter und Söhne

(Text zusammengestellt von: Ulrike Koch)

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